Montag, 18. Mai 2015

Rede: Kürzungen in der Jugendarbeit rückgängig machen!

Im Folgenden eine Rede unserer Ortsgruppe auf der Kundgebung "Jugendarbeit retten - Kürzungen zurücknehmen" vom 18.05.2015:

Lieber Stadtrat, Liebe Kürzungsgegner*innen, Liebe Jugendliche,

schön, dass Ihr gekommen seid. Ich stehe hier vor euch als Vertreter der Linksjugend ['solid] venceremos, dem parteinahen Jugendverband der Linken.

2014 haben sich alle Parteien für einen Erhalt bzw. Ausbau der städtischen Jugendarbeit ausgesprochen. Stand heute: Davon ist nicht mehr viel übrig geblieben! Mit den Stimmen von CDU/SPD/Grünen hat der Stadtrat mehrheitlich eine Kürzung von 350.000€ beschlossen. Das sind 20% des bisherigen Budgets der Jugendarbeit. Diese zahlen schließen die Bezahlung der Menschen, die täglich in der Jugendarbeit tätig sind, nicht mit ein. Um eine tarifgerechte Bezahlung zu gewährleisten, wäre eine Aufstockung des Budgets um mindestens 150.000€ notwendig. Mit Blick auf diese Zahlen lässt sich also sagen, dass es sich insgesamt um Einsparungen von rund 26% handelt.
Das ist mit Blick auf die aktuelle Lage in der Stadt Jena völlig inakzeptabel und entbehrt jeglicher fachlicher Grundlage. Ebenso ist nach §11 SozialGesetzBuch 8 geregelt, dass die Jugendarbeit eine verpflichtende Jugendhilfeleistung ist, was gerade in Zeiten "knapper" Kassen gerne verdrängt wird. Dort heißt es: "Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen." Die Kürzungen machen das unmöglich und sind damit rechtswidrig! Des Weiteren hat, trotz gesetzlicher Vorgabe, im Vorfeld keine Jugendförderplanung stattgefunden.
Jena verzeichnet, entgegen des Bundestrends, eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen. Gerade deshalb ist eine gute finanzielle Ausstattung dieses Fachbereichs notwendig. Die Jugendarbeit ermöglicht den Jugendlichen eine kostenfreie Gestaltung ihrer Freizeit, abseits der Trennung nach Leistungsfähigkeit und des Leistungsdrucks, die sie an der Schule erfahren. Hier erfahren sie demokratisches Miteinander, können sie kreativ werden und Freundschaften knüpfen. In Jena hat die Jugendarbeit in der letzten Zeit einen hohen fachlichen Standart erreicht. Es gibt ein weites gemeinsames Netz aus Schulsozialarbeit, Offener Kinder- und Jugendarbeit, Streetwork, Jugendverbandsarbeit sowie themenspezifischen Angeboten, die jenaweit mit Schulen gemeinsam arbeiten und wirken.
Die Umsetzung der geplanten Kürzungen würde diese qualitativ sehr gut aufgestellte Jugendarbeit massiv beeinträchtigen und gewachsene Strukturen der Zusammenarbeit stark beschneiden. Eine präventive sowie attraktive Wirkung der Jugendarbeit für Menschen von 6-27 Jahren kann sich aber nur langfristig mit Hilfe eines stabilen finanziellen und personellen Rahmens entfalten.
Deshalb fordern wir die Zurücknahme der Kürzungen in der Jugendarbeit - denn soziale Nachhaltigkeit ist mehr, als eine schwarze Null!

Danke für eure Aufmerksamkeit.

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